Der Einfluß von Temperatur, Futter, Größe und Herkunft auf die sexuelle Differenzierung von Glasaalen(Anguilla anguilla)

Abstract

The effects of rearing and feeding conditions, as well as of body size and origin on sexual differentiation have been examined in elvers collected on the Atlantik coast (River Ems) and in the Tyrrhenian Sea. Raised at 17°, 20°, 23°, 26° or 29° C and at constant photoperiod, the elvers received either commercial fish food or cod roe. Eels from the Tyrrhenian Sea mostly developed into males. To some extent, at temperatures optimal for growth (26° C) and feeding a cod-roe diet, a shift of sex ratio in favour of females was observed in Atlantic eels. The results obtained contradict those ofFidora (1951), who, rearing elvers in ponds, found the percentage of male eels to be positively correlated with increasing stock density. Although in the present study, stock density was 200 times higher than inFidora's experiments, the percentage of females was much higher than that of males. The results obtained supportBellini's (1907) findings that big elvers preferentially develop into females, but small elvers into males. Irrespective of elvers' origin, water temperature and diet, the onset of sexual differentiation dependends upon attaining a certain body length (15–25 cm), but not on age. Whereas under natural conditions females are supposed to grow faster than males, under the conditions tested the males grew faster than the females. It is concluded, that, in addition to genetic factors, various environmental factors may influence sex determination in eels.

Zusammenfassung

1. An Glasaalen (Anguilla anguilla L.) aus dem Atlantik und dem Tyrrhenischen Meer wurde untersucht, inwieweit die Richtung der sexuellen Differenzierung von Haltungs- und Fütterungsbedingungen sowie von Größe und geografischer Herkunft der Aale abhängig ist bzw. beeinflußt werden kann.

2. Die histologischen Veränderungen während der Gonadenentwicklung werden beschrieben. Vor der definitiven geschlechtlichen Differenzierung wird ein intersexuelles Stadium durchlaufen.

3. Eine Beziehung der Geschlechtsdetermination zur geografischen Herkunft der Versuchstiere wird — zumindest für die Glasaale aus dem Tyrrhenischen Meer — vermutet.

4. Ein gewisser Einfluß der Futterqualität konnte dahingehend festgestellt werden, daß nach Verfütterung von Kabeljau-Rogen eine leichte Verschiebung des Geschlechterverhältnisses zugunsten der ♀♀ beobachtet wurde.

5. Die Aufzucht der Glasaale bei 17°, 20°, 23°, 26° und 29° C ergab, daß bei 26° C (optimale Wachstumstemperatur) ein zugunsten der ♀♀ verschobenes Geschlechterverhältnis zutage tritt, während bei den anderen Temperaturen keine eindeutige Korrelation zur Temperatur verzeichnet werden konnte.

6. Die vonFidora (1951) bei der Teichaufzucht von Aalen gemachte Beobachtung, daß mit zunehmender Besatzdichte der Anteil an ♂♂ ansteigt, konnte für diese Aquarienexperimente nicht bestätigt werden, denn trotz 200fach dichteren Besatzes waren bei Versuchsende die ♀♀ in der Überzahl.

7. Die Meinung vonBellini (1907), daß sich große Glasaale vorwiegend zu ♀♀ und kleinere in erster Linie zu ♂♂ entwickeln, wird durch die vorliegenden Ergebnisse für die atlantischen Aale gestützt.

8. Die ♂♂ zeigten unter allen Versuchsbedingungen ein rascheres Wachstum als die ♀♀.

9. Der Zeitpunkt der sexuellen Differenzierung ist — unabhängig von Herkunft, Wassertemperatur und Fütterung — nicht vom Alter, sondern allein vom Erreichen eines bestimmten Längenbereiches (15–25 cm Körperlänge) abhängig.

10. Es wird vermutet, daß die Geschlechtsbestimmung beiAnguilla anguilla aus dem Zusammenspiel genetischer Faktoren und verschiedener Umwelteinflüsse resultiert.